Über einem kleinen norwegischen Küstendorf liegt bleierne Schwere. Nachdem dort vor zwanzig Jahren ein großes Unglück geschah, lastet ein dunkles Geheimnis auf den Menschen des Ortes. Das trostlose Fährhaus, umgeben von Fluss, Meer und alten Holzhäusern, bildet die Bühne für eine unheimliche Dorfidylle, in der Alltag und Aberglaube dicht verwebt sind. Eines Abends kommt ein Fremder mit der Fähre an und quartiert sich im Gasthof ein. Sein Auftauchen reißt alte Wunden wieder auf: Die Einheimischen, selten herzlich, begegnen ihm mit schüchternem Interesse, Skepsis und latenter Angst. Während er im Gastraum sitzt und von Rauch, dunkler Lampe und mürrischen Fischern umgeben ist, schweben Trauer, Verdacht und alte Geheimnisse in der Luft. Bald wird deutlich, dass dieser Gast nicht aus gewöhnlichen Gründen in das Dorf gekommen ist. Elvestad entfaltet eine beklemmende, psychologisch subtile Atmosphäre: altgediente Seeleute, abgedunkelte Räume, drohende Gespräche und das Rauschen des Meeres. Der Fremde scheint persönliche Verbindungen zur Vergangenheit des Ortes zu haben, während sich unter dem Stillstand der Dorfgesellschaft Spannungen regen – Aberglaube, Schuld, Erinnerung. Stück für Stück löst sich das Dorfgeheimnis, und das Verhalten des Fremden zieht eine neue Katastrophe nach sich. Mit eindringlicher Beschreibung der norwegischen Kulisse und einer stetig steigenden inneren Spannung erkundet Elvestad Fragen nach Identität, Schuld und kollektiver Erinnerung. Der Gast, der mit der Fähre kam ist ein leiser, atmosphärischer Psychokrimi – keine Jagd nach dem Täter, sondern ein Eintauchen in ein gemeinsames Trauma, das Generationen bindet.
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