Die politische Gegenwart ist paradox: Während den meisten Akteur*innen in Politik, Gesellschaft und Bewegungen klar ist, dass angesichts der Klimakatastrophe ein Weitermachen wie gehabt unmöglich ist, ist eine Alternative zum Status quo so unvorstellbar wie noch nie. Die politische Fantasie scheint verödet, das Vakuum der Demokratieverdrossenheit wird von rechts besetzt. Michael Hirsch und Kilian Jörg starten den Versuch, die linke Vorstellungskraft wieder aufzuforsten – inspiriert von dem in Frankreich beru¨chtigten Konzept der »zu verteidigenden Zone« (Zone à défendre – ZAD). Die beru¨hmte ZAD in Notre-Dame-des-Landes besteht seit u¨ber fu¨nfzehn Jahren als ein aus Verwertungszusammenhängen herausgelöstes Gebiet, in dem mit neuen sozialen Beziehungen, mit neuen Verhältnissen zu Arbeit und Ökologie experimentiert wird. Können diese Erfahrungen auf größere Maßstäbe u¨bertragen werden? Dieses Buch ist eine radikale Spekulation: Was wäre, wenn der Staat das Potenzial autonomer Zonen erkennen und fördern wu¨rde – statt es zu bekämpfen? Was wäre passiert, hätte man den 30.000 Demonstrierenden in Lu¨tzerath statt Polizeigewalt ein wirkliches Mitspracherecht angeboten? Was wäre, wenn wir dem wachsenden Faschismus mit einer neuen, ernstgemeinten Form der Demokratie begegnen? Ein Text, der Mut fu¨r zuku¨nftige Kämpfe macht und verdeutlicht, dass hinter der tru¨ben Lethargie des kapitalistischen Realismus noch immer die Möglichkeit einer Vielfalt anderer Welten liegt. »Michael Hirsch und Kilian Jörg gelingt etwas ganz Erstaunliches: Sie verbinden die wildesten Impulse des französischen Linksradikalismus mit einer soliden, geradezu demütigen Reformperspektive, die den Staat auf Gemeinwohl und Gemeinbesitz verpflichten will. So gilt gleich doppelt: Wir müssen die Revolution nicht erfinden, sondern in Wald und Verwaltung das verteidigen, was das freie Zusammenleben aller ermöglicht.« Eva von Redecker
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